Depression ist nicht gleich Depression. Auch wenn die Symptome oftmals sehr ähnlich sind und sich zum Teil überschneiden, die Wissenschaft unterscheidet anhand der Ursachen, der Ausprägung und des Verlaufs verschiedene Arten von Depression. Je nach Depressionsform kann eine individuelle Therapie nötig sein. Für den Arzt ist deshalb zunächst einmal wichtig, herauszufinden, an welcher der Art von Depression der Patient leidet. Erst dann kann nämlich ein sinn- und vor allem wirkungsvolles Therapiekonzept erstellt werden.
Die vier Haupttypen der Depression
Allgemein unterscheiden Mediziner zwischen vier verschiedenen Haupttypen von Depression. Dazu zählen die endogene Depression, die somatogene Depression, die psychogene Depression und die Depressionen in besonderen Lebenslagen. Diese vier Haupttypen, die wir im weiteren Artikelverlauf noch genauer beschreiben, werden dann zusätzlich noch – anhand ihrer Ursache – in verschiedene Subtypen unterteilt.
Endogene Depression
Von einer endogenen Depression spricht man dann, wenn es weder eine körperliche, noch eine psychische Ursache für die Depression zu geben scheint. Deswegen nimmt man an, dass die Ursachen von innen heraus entstanden sind. Ursachen, welche durchaus dafür verantwortlich sein können, dass man an einer endogenen Depression leidet, sind Stoffwechselerkrankungen in den Gehirnzellen, wie beispielsweise ein Noradrenalin- oder ein Serotoninmangel, aber auch genetische Faktoren können zu dieser Form der Depression beitragen.
Innerhalb der endogenen Depression wird nochmals eine Unterscheidung in die unipolare Depression oder die bipolare Depression vorgenommen. Allgemein kennzeichnen sich endogene Depressionen dadurch, dass es einen phasenhaften Verlauf gibt. Zunächst beginnt diese Art von Depression sehr langsam, der Betroffene spürt kaum Anzeichen für eine Depression. Bei manchen kommen nach einigen Tagen, Wochen oder Monaten Symptome auf, die aber nach einiger Zeit wieder von selbst verschwinden. Normalerweise gibt es für den Betroffenen keine Folgezustände oder Restsymptome. Es kann sowohl sein, dass man im Laufe seines Lebens nur einmal von einer solchen depressiven Phase heimgesucht wird, als auch dass man mehrmals an den typischen Symptomen einer Depression leidet.
Unipolare Depression
Die unipolare Depression zeigt sich meist in vier Erkrankungsphasen und kann sich in der klassischen Melancholie zeigen. Ihren Namen hat die am häufigsten auftretende Erkrankung bei den Depressionen dadurch, dass sie einpolig ist und die Patienten nur depressive, aber keine manischen Phasen haben. Als typische Symptome für eine solche unipolare Depression gelten das Morgentief, das frühe Aufwachen, sowie Schlafstörungen, meistens in der zweiten Nachthälfte, und Niedergeschlagenheit.
Bipolare Depression
Bipolare Depressionen sind eindeutig von den unipolaren Depressionen zu unterscheiden. Ein wesentliches Merkmal bei der bipolaren Depression ist, dass sich depressive mit manischen Phasen abwechseln. Der Patient erlebt also sowohl Momente der Traurigkeit als auch Phasen, in denen er sich und seine Fähigkeiten überschätzt. Wie die Abstände zwischen den depressiven und den manischen Phasen sind, kann man meistens nicht vorhersagen. Es können sowohl Monate als auch Jahre zwischen den beiden Phasen liegen. Die bipolare Depression wird nicht selten auch als „manisch-depressive Erkrankung“ bezeichnet.
In Deutschland beträgt die Wahrscheinlichkeit, an einer endogenen Depression zu erkranken, 0,4 bis 1 Prozent. Sofern die Verwandten bereits an dieser Form von Depression leiden, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass durch die erbliche Belastung auch Kinder oder Enkel von einer endogenen Depression betroffen sind. Frauen leiden allerdings doppelt so oft an dieser Krankheit als Männer.
Somatogene Depression
Eine weitere Form der Depression ist die somatogene Depression, die in einem direkten Zusammenhang mit körperlichen Krankheiten steht. Allerdings sind somatogene Depressionen eher selten. Dennoch nimmt man hier eine Unterteilung in symptomatische Depression, organische Depression und pharmakogene Depression vor. Je nachdem, von welcher Form man hier betroffen ist, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Behandlung.
Symptomatische Depression
Symptomatische Depressionen kennzeichnen sich dadurch, dass die Depression als ein Symptom einer Erkrankung auftritt. Erkrankungen, die eine symptomatische Depression hervorrufen können, sind unter anderem endokrine Krankheiten, wie zum Beispiel Morbus Cushing, Morbus Addison oder Schilddrüsenstörungen, Infektionskrankheiten, wie AIDS und Tbc, chronische Herz-Kreislauferkrankungen, wie beispielsweise eine Herzinsuffizienz, oder aber Nierenerkrankungen. Ebenso können Lebererkrankungen, ein Pankreaskarzinom, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen und Vitaminmangelerkrankungen zu einer symptomatischen Depression führen.
Pharmakogene Depression
Eindeutig von den symptomatischen sind die pharmakogenen Depressionen zu unterscheiden. Diese Depressionen Art wird durch bestimmte Medikamente hervorgerufen. Zum Beispiel können Antihypertonika, Kortikosteroide, ältere orale Kontrazeptiva und Zytostatika eine pharmakogene Depression auslösen. Genauso kann es möglich sein, dass man durch Antiepileptika, Neuroleptika, Hypnotika und einen chronischen Alkoholmissbrauch an der pharmakogenen Depression erkrankt.
Organische Depression
Die dritte Möglichkeit, das Krankheitsbild bei einer somatogenen Depression zu verfeinern, besteht in der organischen Depression. Hier muss eine Erkrankung im Gehirn vorliegen, welche diese Depressionsart hervorruft. Krankheiten, welche zur organischen Depression führen können, sind unter anderem Hirntumore, Morbus Parkinson, Migräne, Epilepsie, Hirnatrophie und Hirnarteriosklerose.
Psychogene Depression
Die dritte Gruppe der Depressionsarten sind die psychogenen Depressionen. Auffällig hierbei ist, dass das Auftreten der Symptome immer in einem nachweisbaren Zusammenhang mit seelischen Anlässen steht. Es besteht also eine Verbindung zwischen traumatischen Ereignissen und dem Auftreten der Depression.
Eingeteilt werden die psychogenen Depressionen in die Erschöpfungsdepression, die neurotische Depression und in die reaktive Depression.
Erschöpfungsdepression
Die Erschöpfungsdepression steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit beruflichen oder privaten Dauerspannungen. Belastende Umweltreize führen zu den ersten Symptomen, die durchaus auch körperlich wahrgenommen werden. Betroffen sein können zum Beispiel Frauen, die Kinder haben und durch ihren Job eine doppelte Belastung haben. Dadurch, dass sie versuchen, es allen recht zu machen und durch das Anstreben von Perfektionismus, kann es durchaus sein, dass sich dieser Druck irgendwann in einer Erschöpfungsdepression bemerkbar macht. Symptome können hier ein Gefühl von Ohnmacht, Ausgeliefertsein und Resignation sein.
Neurotische Depression
Klar abgrenzen von anderen Depressionsarten muss man die neurotische Depression, deren Entstehung immer mit der Lebensgeschichte des Betroffenen zu tun hat. Erlebnisse, die psychisch nicht richtig verarbeitet werden, können demnach zu einer neurotischen Depression führen. Oftmals handelt es sich dabei um Erlebnisse der frühen oder späten kindlichen Entwicklung. Nicht selten lässt sich bei Patienten feststellen, dass diesen während ihrer Entwicklung die Geborgenheit, Zärtlichkeit und Sicherheit innerhalb der Familie gefehlt hat. Außerdem kann es dadurch dazu kommen, dass das Kind bereits im frühen Alter Kontaktstörungen aufbaut oder gar eine Soziale Phobie entwickelt. Im Erwachsenenalter fühlen sich die Betroffenen oft minderwertig, ungeliebt und fehl am Platz.
Reaktive Depression
Reaktive Depressionen entstehen nach einem aktuellen Konflikt. Ein großer Unterschied besteht zur neurotischen Depression also darin, dass es sich nicht um Ereignisse aus früheren Zeiten handelt, sondern der Konflikt aktuell ist. Nach Statistiken ist diese Depressionsform die häufigste in Deutschland. Ereignisse, die eine reaktive Depression auslösen können, sind unter anderem der Tod eines geliebten Menschen, die Scheidung, persönliche Verletzungen durch andere Menschen, Arbeitslosigkeit oder ein selbst verschuldeter Unfall. Manche Menschen können mit solchen Situationen besser umgehen als andere. Immerhin erkranken rund 20 Prozent aller Menschen, die solch schwere Zeiten erleben, an einer reaktiven Depression.
Depressionen in besonderen Lebenslagen
Die vierte Kategorie, nach der sich die unterschiedlichen Depressionsarten einteilen lassen, sind die Depressionen in besonderen Lebenslagen. Hier besteht immer ein deutlicher Zusammenhang zwischen den individuellen Lebensumständen und den Symptomen der Depression. Auch innerhalb dieser Depressionsart lassen sich noch mehrere Subtypen unterscheiden. Neben der klimakterischen Depression gibt es noch die Wochenbett-Depression, die Altersdepression, die Depression im Kindesalter, die sekundäre Depression, die larvierte Depression und die Winterdepression.
Klimakterische Depression
Männer zwischen dem 50. und dem 65. Lebensjahr, sowie Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden, klagen nicht selten über die klimakterische Depression. Verursacht wird dieser Subtyp laut aktuellen Untersuchungen und Studien durch die endokrinologischen (hormonellen) Veränderungen, aber auch durch psychologische Veränderungen im Leben der Betroffenen.
Wochenbett-Depression
Die Wochenbett-Depression betrifft Frauen, die entbunden haben. Sie entsteht meistens in der ersten oder der zweiten Woche nach der Geburt. Bei einigen Müttern tritt die Wochenbett-Depression auch erst einige Wochen nach der Geburt auf. Die vielen Umstellungen nach der Geburt sind mit verantwortlich für das Entstehen dieser Depression.
Altersdepression
Depressive Verstimmungen, die ab einem Alter von 65 Jahren auftreten, werden als Altersdepressionen bezeichnet. Heute weiß man, dass etwa 15 Prozent aller Menschen über 65 Jahre an einer Altersdepression leiden. Allerdings sind die Symptome hier eher schleichend, so dass man diesen Depressions-Subtyp erst im Verlauf diagnostizieren kann. Ausgelöst werden kann die Altersdepression durch Wünsche und Phantasien, die man in seinem Leben nicht verwirklichen konnte, aber auch durch körperliche Einschränkungen, Isolation und die Abhängigkeit von der jüngeren Generation.
Depression im Kindesalter
Auch eine Depression im Kindesalter ist möglich. Schulkinder, die davon betroffen sind, haben oftmals ein gestörter Spielverhalten und sind sehr unruhig. Auch das anfallsartige Schreien und Weinen oder Schlaf- und Appetitstörungen können ein Zeichen für eine Depression im Kindesalter sein. In den letzten 30 Jahren haben Depressionen bei jungen Menschen immer mehr zugenommen. Sofern man nicht rechtzeitig eine Therapie als Gegenmaßnahme ergreift, kann sich eine Depression im Kindesalter negativ auf das ganze Leben auswirken.
Sekundäre Depression
Sekundäre Depressionen treten meistens erst als Folge einer vorher bestehenden psychischen oder körperlichen Krankheit auf. Bei langfristigen Angststörungen ist es zum Beispiel keine Seltenheit, dass man zusätzlich auch in eine Depression verfällt. Wer zum Beispiel aus psychischen Gründen Orte mit Menschen meidet, kann sehr schnell in eine Depression verfallen, da er immer mehr Einschränkungen im alltäglichen Leben unterworfen ist.
Larvierte Depression
Chronische Kopfschmerzen, Blähgefühle, Darmkrämpfe, Herzsymptome und ein gestörter Schlafrhythmus können Anzeichen für eine larvierte Depression sein. Diese psychische Erkrankung versteckt sich oft hinter körperlichen Beschwerden. Bevor eine larvierte Depression diagnostiziert werden kann, müssen zunächst zahlreiche Untersuchungen durchgeführt werden, um andere Erkrankungen ausschließen zu können.
Winterdepression
Viele Menschen kennen die Winterdepression, weil sie selbst von ihr betroffen sind oder es waren. Leichte bis mittelschwere Depressionen, die insbesondere zu „dunkleren Jahreszeiten“, wie Herbst und Winter, auftreten, führen dazu, dass die Betroffenen antriebslos werden, sich sozial zurückziehen, an gedrückter Stimmung leiden, länger schlafen und ein gesteigertes Hungergefühl haben. Ursache für das Aufkommen einer Winterdepression kann die veränderte Rhythmik der Melatonin-Ausschüttung sein. Oftmals werden Winterdepression mit einer Lichttherapie behandelt.